Der Papst
und seine Heiligen
Selig- und Heiligsprechungen gehšren – zumal diese nach der Meinung vieler Theologen Ausdruck der pŠpstlichen Unfehlbarkeit sind – zu den feierlichsten Amtshandlungen eines Papstes. Ihnen geht bekanntlich immer der grŸndlich und streng gefŸhrte Selig- bzw. Heiligsprechungsprozess und dessen erfolgreicher Abschluss voraus, wobei zuerst im Bischšflichen Informativprozess und dann in dem an der Ritenkongregation bzw. (seit 1968) Heiligsprechungs-Kongregation gefŸhrten Apostolischen Prozess das Leben und Sterben, die Schriften und Werke eines verstorbenen und die Echtheit von Wundern, die auf die FŸrsprache des betreffenden Menschen von Gott gewirkt worden sein sollen, von mehreren Richtern, dem Kirchenanwalt (ãadvocatus diaboliÒ) und hochrangigen Beisitzern beurteilt worden sind.
Es galt bisher als besonderer Ruhm eines Pontifikates, wenn der betreffende Papst in seiner Regierungszeit mšglichst viele und besonders bedeutsame Selige und Heilige den GlŠubigen in der Kirche als FŸrsprecher und Vorbilder vor Augen stellen und zur šffentlichen Verehrung freigeben konnte.
Unter diesem Aspekt ragen die bisherigen 15 Regierungsjahre des gegenwŠrtigen Papstes bereits Ÿber die Pontifikate seiner VorgŠngerweit hinaus, denn Johannes Paul II. hat in diesen 15 Jahren bereits 150 Seligsprechungen und 25 Heiligsprechungen vorgenommen und ist dabei – zum ersten Mal seit vielen Jahrhunderten – von der Tradition abgegangen, dass Selig- und Heiligsprechungen nur in Rom vorgenommen werden. Gar manchmal hat Papst Johannes Paul II. solche feierliche Amtshandlungen an den wichtigsten Punkten seiner Apostolischen Reisen durchgefŸhrt und dabei eindringlich gezeigt, dass die Kirche Weltkirche ist und ãaus allen Nationen und Všlkern, aus allen StŠmmen und Sprachen Menschen fŸr Gott erworben hatÒ (vgl. Offb. 5,9). Es ist nur schade, dass all die vielen Seligen und Heiligen aus den verschiedensten Nationen und Sprachen, Altersstufen und BerufsstŠnden, die Johannes Paul II. zur Ehre der AltŠre erhoben hat, bisher – von wenigen Ausnahmen abgesehen – viel zu wenig bekannt gemacht worden sind. Dem sollte ich in den ersten drei BŠnden und in den noch folgenden abhelfen, in denen die Seligen und Heiligen, die Papst Johannes Paul II. in den 15 Jahren seines Pontifikats zur Ehre der AltŠre erhoben hat, geschildert werden, wobei auf die Lebensskizze des betreffenden Seligen oder Heiligen jeweils – vollstŠndig oder etwas gekŸrzt – die vom Papst bei der entsprechenden Feier gehaltene Ansprache folgt. Dabei kann sehr eindringlich gezeigt werden, dass diese verherrlichten BrŸder und Schwestern zwar Schicksalsgenossen unserer MenschlichkeitÒ waren, wie das II. Vatikanische Konzil in ãLumen gentiumÒ Nr. 50 treffend formuliert hat, dass sie uns aber einen ãganz verlŠsslichen Weg weisen, wie wir, jeder nach seinem Stand und seinen eigenen LebensverhŠltnissen, durch die irdischen WechselfŠlle hindurch zur vollkommenen Vereinigung mit Christus, nŠmlich zur Heiligkeit kommen kšnnenÒ.
Mšgen diese Kurzbiographien den Menschen unserer Zeit zeigen, dass die heute so vielfach kritisierte Kirche bei aller Fehlerhaftigkeit ihrer Glieder sich doch immer wieder als heilig und als Mutter vieler Heiliger erwiesen hat und erweist.